10 MediCOVacc

Seit November 2020 gibt es immer mehr Ergebnisse aus Phase-III-Studien, die auf eine ausreichende Effektivität der gefundenen Impfstoffe hinweisen. Für die ersten ist inzwischen auch die Zulassung in Europa beantragt (Stand Anfang Dezember 2020). Dementsprechend hat die Bundesregierung mit dem Aufbau sog. “Impfzentren” begonnen, in denen möglichst schnell die relevanten Zielgruppen geimpft werden sollen, um die Pandemie zu beenden.

Dafür wird im Dezember 2020 die MediCOVID-Schulung auf das Impfen unter persönlicher Schutzausrüstung (PSA) und den Umgang mit entsprechenden Komplikationen ausgerichtet (MediCOVacc).


“Jede Dosis muss in einen Arm.” (Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, 16.02.2021)


Vorüberlegungen

Da es im Rahmen der Entwicklung der Schulung viele Unsicherheiten und daraus resultierende Fragen gab, wie z.B.:

  • in welcher Applikationsform wird der Impfstoff angeboten?
  • wie ist das medizinische Personal im Rahmen der Impfaktionen geschützt?
  • wie hoch ist die Komplikationsrate?

… haben wir die Schulung so ausgelegt, dass Ihr mit vielen möglichen Umständen zurechtkommen könnt.

Organisatorische Aspekte

Das Programm baut auf der MediCOVID-Schulung auf, so dass Ihr diese vorher absolviert haben müsst.

Die Dauer der Schulung ist auf eine Zeitstunde ausgelegt.

Ablauf der MediCOVacc-Schulung

  • Ihr werdet im Innenhof des Studienhospitals abgeholt.
  • Die Schulung findet – wie gewohnt – in 3er-Teams (A, B und/oder C) statt.
  • Ein/e Studierende/r trainiert und die beiden anderen schauen jeweils zu und geben Feedback.

Inhalt der MediCOVacc-Schulung

  • hygienische Händedesinfektion

  • kontrolliertes Anlegen der persönlichen Schutzausrüstung (PSA)

  • Impfen:

    • Präparation der Impfspritze
    • Befragung und Beratung des Patienten
    • praktische Besonderheiten und typische Komplikationen der Impfung
  • korrektes Ablegen der PSA

MediCOVacc-Videos

Unsere studentischen Tutoren haben für die Corona-Impfung einige Tutorials erstellt, die Euch als Anleitung dienen sollen:

Begrüßung und Anamnese

Materialkunde

Intramuskuläre Injektion

Hinweis für eine Optimierung der Technik für die i.m.-Injektion:

Bitte lassen Sie den zu punktierenden Oberarm des/der Patienten/Patientin leicht abduzieren. Dadurch gleitet die subdeltoidale Bursa unter das Akromion und ist damit vor einer möglichen Fehlinjektion geschützt:

Komplikationen

Weiterer Verlauf

Aktuelle Fragen

Wird dem Personal in Impfzentren ebenfalls eine COVID-19-Impfung angeboten?

Aussage des RKI (Stand 11.12.2020): Die Bundesländer planen, dass dem Personal in den Impfzentren eine COVID-19-Impfung angeboten werden soll. Das umfasst neben den ÄrztInnen auch alle weiteren Personen, die direkten Kontakt zu den PatientInnen haben.

Kann man Patienten mit Blutverdünnern eine i.m.-Impfung geben?

Das ist keine leichte Frage! In den Fachinformationen von Phenprocoumon und Warfarin werden intramuskuläre Injektionen ausdrücklich als kontraindiziert angegeben. Für die neueren oralen Antikoagulanzien Dabigatran, Rivaroxaban und Apixaban finden sich aber keine entsprechenden Angaben in den Fachinformationen.

Dabei muss man aber die verschiedenen i.m.-Injektionen unterscheiden. Die gluteale Injektion ist aufgrund der benachbarten Blutgefäße und Nerven bei therapeutischer Blutverdünnung sicherlich mit höheren Risiken behaftet, als die i.m.-Injektion in den M. deltoideus. Des Weiteren ist es natürlich auch eine Frage der Alternativen: wenn die Corona-Impfstoffe auch subcutan appliziert werden können (bei ähnlicher Wirksamkeit) wäre das eine Option. Allerdings gibt es z.B. bei der Grippe-Impfung keinen Hinweis darauf, dass die subcutane Impfung mit einer höheren Komplikationsrate einhergehen würde[15].

Wie man es auch betrachtet – es sicher sinnvoll, die bei Zulassung publizierte Fachinformation genau durchzulesen. Wir werden Euch an dieser Stelle entsprechend informieren.

Muss man bei der Impfung nicht mehr aspirieren?

Früher war die Aspiration auch bei der Impfung absoluter Standard. Inzwischen wurden die entsprechenden Empfehlungen geändert und damit deutlich vereinfacht [siehe Empfehlungen der WHO von 2016: [16]] Das Hauptargument ist, dass die Aspiration insgesamt mehr Schmerzen bei der Impfung verursacht.

Faktisch war es aber auch so, dass man (bei genügend kräftiger Aspiration) immer etwas rote Flüssigkeit in der Spritze finden konnte, die aber kein Blut, sondern einfach der normalen Flüssigkeit im Muskelgewebe entsprach. Die Differenzierung ist aber nicht so leicht, so dass dies auch immer etwas Unsicherheit erzeugen konnte.